Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Sage und schreibe 6 Schichten Lack müssen entfernt werden, um jener floralen Neorokoko-Schönheit näher zu kommen. Mit jedem Griff in einer der Heu befüllten Kisten, tritt ein kleines Stück der insgesamt 3 Velterner Kachelöfen von 1860 ans Tageslicht. Dem Zeitgeschmack und oft durchgeführten Renovierungen, ist es geschuldet, dass mit der Zimmerfarbe auch die Farbe der Zierkacheln des über 3,80 m hohen Ofens geändert werden mussten. Dabei fanden die aberwitzigsten Farben für eine gewisse Zeit ihr Aufgabe. Stumpf grasgrün,  gold und rosa bis hin zu kamirot und einfachem altweiß schlummern übereinander und kreieren einen fast 3 mm dicken Kokon. Jede feine hoch künstlerische Ausführung von Blattwerk, Blumen, Früchten und Rocaillen wurde dadurch in einer From gedämpft, dass man dessen volle Pracht unter der Farbschicht nur erahnen konnte. Und dieser Lack stellte sich als äußerst hartnäckig dar. Nach zwei bis drei Vorbehandlungen mit dem Abbeizer und starkem Wasserstrahl, mussten Feinheiten mit Dentalbesteck entfernt werden. Geduld, Geduld und nochmals Geduld sind bei dieser Restaurierung gefragt. Aufgestellt, also gesetzt, wurden die Kachelöfen übrigens ganz ohne Farbauftrag. Der samtig warme Beigeton mit leichtem Rosastich muss mit dem Weiß der einfach glasierten Kacheln in seiner Ursprünglichkeit traumhaft ausgesehen haben. Ein Grund mehr sie wieder aufgebaut in ihrer ganzen Schönheit erleben zu können.


 

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Nachwuchs bei den Bisons

Der 11.05.2016 hat gleich zwei kleine Bisonkälber auf die Welt gebracht. Bei den Kalbungen unserer Bisons sind wir kaum dabei. Wir greifen in die natürliche Geburt nicht ein und findet meist im Verborgenen statt. Die hochtragenden Bisonkühe sondern sich meist etwas von der Herde ab und suchen einen geschützten Platz auf, der etwas abseits gelegen ist. Doch dann wenn es ernst wird und das Kalb das Licht der Welt erblickt, versammeln sich oft viele Herdenmitglieder um die Bisonkuh und nehmen mit Grunzlauten den neuen Sprößling auf. Jedes Geräusch und jeder Geruch speichern sich die Tiere ab. Dann nach wenigen Minuten steht es auch schon und nimmt die erste Kolostralmilch der Mutter auf, die dem Kalb die ersten wichtigen Abwehrstoffe mitgibt, aber auch dafür sorgt, dass das Darmpech vom Kalb ausgeschieden wird. Mit etwa 8% Milchfettgehalt können die Kälber jetzt schnell groß und stark werden.

Erster Nachwuchs in 2016

Seit letztem Jahr gibt es auch Schweine bei uns auf dem Hof. Aber nicht irgendwelche! Mangalitza Schweine gehören zu einer alten ungarischen Haustierrasse. Sie werden auch gern im deutschsprachigen Raum als „Wollschweine“ bezeichnet, da es heute kaum noch eine Schweinerasse gibt, die wie Wildschweine stark behaart sind. Mit gelocktem Ober- und Unterhaar bzw. einer sehr dicken Speckschicht können sie das ganze Jahr über draußen gehalten werden. Mittlerweile gibt es wieder viele Initiativen in Österreich, der Schweiz und Deutschland, die sich für den Erhalt dieser Rasse engagieren und sie vor dem aussterben bewahren. Deswegen macht es uns umso mehr stolz, dass es gleich zwei Mal geklappt hat. Zwei Würfe mit je sechs kleinen gestreiften Frischlingen wurden gestern gefrischt. Drei von unseren kleinen Rüsslern sind fast ausschließlich rot und stechen deshalb besonders hervor. In Zukunft sollen die Wollschweine ebenfalls einen festen Platz im Hofladen finden.

Ohne Vergangenheit, keine Zukunft

Die Vergangenheit zieht immer wieder ihre Kreise in das hier und jetzt. Blättert man in alten Familiengeschichten fühlt man sich für einen kleinen Augenblick dieser Zeit nahe und durchlebt nochmal all die Freude, den Moment oder schwelgt in Erinnerungen. All das was zurück liegt hat unser Dasein geprägt. Unsere Identität wurde in vergangener Zeit geformt. Doch wer würde man sein, wenn viele der Erinnerungen fehlten? Eine Hülle? Ein vergängliches Konstrukt, das nur Lückenhaft eine bloße Ahnung von sich selbst hat?

Diese Thematik regt zum Denken an. Das Gedächntis historisch kultureller Orte profitiert immer dann, wenn es interessierte Menschen in deren Umgebungen gibt, die sich mit Geschichten, auch aktueller Natur, auseinandersetzen und diese Begeisterung in Schrift und Bild Festhalten.

Das Bild einer Hochzeitsgesellschaft, wie oben zu sehen, sagt eine ganze Menge über die Familie, vergangene Kleidungsstile und deren Umfeld aus. Dieses, für die Zeitgeschichte sehr wichtige Foto, wurde vor dem Herrenhaus auf Gut Warksow aufgenommen. Es zeigt das Ehepaar Gertrud und Erich Sinowzik am Tag ihrer Hochzeit am 23.01.1953. Vertraut und in voller Liebe schauen sie in Richtung des Fotografen. Auch die Freunde und Verwandten machen einen sehr zufriedenen Eindruck, dass die beiden sich gefunden haben.

Interessant ist jedoch noch etwas. Im Kreise der Freunde befindet sich auch eine Person mit ihren drei Söhnen (Jürgen, Wilfried und Christoph), die man nach 1945 und Enteignung vielleicht nicht unbedingt hier erwarten würde. Brigitte Katharina Henriette Allan, geb. Meyer, ist die jüngste Tochter des letzten Gutsherrn, der bereits 1943 starb. Brigitte Allan blieb auf Gut Warksow, aber nicht als Herrschaft, sondern viel mehr als Neusiedlerin, die durch die Bodenreform ihr eigenes Stück Acker zugewiesen bekam, um auf dem gleichen Boden und demselben Hof erneut zu beginnen. Viel ist uns nicht bekannt über die Meyers. Kleine Geschichten über die Familie und ihr Wirken auf dem Gut.

Die Meyers waren schon früh mit der Kamera vertraut. Im eigenen Fotolabor, das sich im Herrenhaus befand, müssen weit über hundert Bilder entwickelt worden sein. Jede kleinste Besonderheit in der Familie wurde festgehalten. Fragmente dieser Aufnahmen fand ich auf dem Dachboden des Hauses unter dickem Schutt konserviert. Doch außer diesen Resten und wenigen Berichten ist so gut wie nichts an uns durchgedrungen.


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!!! Jeder Zeitzeugenbericht ist ein weiteres wichtiges Puzzelstück in der Hofgeschichte von Gut Warksow, für das wir sehr dankbar sind. Haben Sie einen direkten oder indirekten Bezug zum Hof? Wir freuen uns, wenn wir Anteil an ihren Erinnerungen haben dürfen. Gerade für die autentische Sanierung und Restaurierung ist ihr Wissen unser größter Schatz. Schreiben oder rufen Sie uns an, oder kommen Sie direkt vorbei. Helfen Sie uns auf der Spurensuche von Gut Warksow und seinen Bewohnern!!!

 

Frühlingsanfang! … auf die etwas andere Art und Weise ;)

Huch!? Na nu. Der gerade noch stolze Hirsch mit seinem weit ausladendem Geweih ist nun völlig nackt. Natürlich nur auf dem Kopf, ganz klar. „Du siehst ja aus wie eine -Ziege-„, bekommen die Jungs dann manchmal etwas spitzbübisch von uns zu hören. So ganz ohne Trophäe fehlt doch irgendwas bei dieser eher maskulinen äußeren Form. Aber der Spuk dauert nicht lange an. Nach dem Abwerfen der Geweihe und der noch blutigen „Sollbruchstelle“ an den Rosenstöcken bildet sich in kürzester Zeit eine samtige stark durchblutete Haut – der Bast. Anstelle der Geweihstangen des vorigen Jahres wächst nun in der Regel ein Geweih heran, von noch größerem Ausmaße. Dies hat in aller erster Linie mit Arterhaltung zu tun. Somit hat man mit großen, robusten Waffen auf dem Haupt in Verbindung mit athletisch durchtrainierter Körperverfassung die besten Chancen im Kampf und bei den Frauen sowieso. Woher kommt mir das bekannt vor? 😉 Auf alle Fälle ist dieses biologische Phänomen ein klares Anzeichen für längere und wärmere Tage. Das graue Wetter stellt sich ein und das satte Grün auf den Weiden kommt langsam wieder zurück.

Im Gegensatz zu ihren wilden Artgenossen verlieren unser Hirsche deutlich später ihren Kopfschmuck. Laut kanadischen Wissenschaftlern hat das Abstoßen des Geweihs noch eine andere Bewandtnis. Sie beschreiben es so, dass gerade Hirsche nach der Brunft eine geschwächte Phase durchstehen müssen und mit Geweih eher für Beutegreifer zu erkennen sind. Schwächere Tiere bilden dann häufig ein Verbund und sondern sich vom Rudel ab. Ohne Geweih haben Hirsche weniger Gewicht mit sich zu tragen und sind dann außerdem im Rudel schwerer auszumachen. Unsere Tiere stammen seit generationen aus Zuchten und sind nicht aus der freien Natur entnommen. Sie sind also dem Stress natürlicher Raubtiere nicht ausgesetzt und werden außerdem über den Winter zugefütter. Dies könnte bereits eine evolutionäre Wirkung erzeugt haben, sodass Gatterwild länger als gewöhnlich den Kopfschmuck behält. Es gibt noch weitere Ansätze zu diesem Thema, denn des Rätsels Lösung ist bis heute nicht ausnahmslos geklärt.


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Holz, Wald, Weg, Herbst, Gelb, bunt

der Herbst ist da

Die Kraniche ziehen von Feld zu Feld um sich für die Reise gen Süden vorzubereiten und die Hirsche geben ihr bestes, um die Gunst der Stunde zu erhalten. Langsam färben sich die Blätter in prächtigste Farbnuancen, während bei einigen Bäumen der Blätterfall durch das Röhren der Hirsche begleitet wird.

Transport, Bison, Büffel, Lebendtransport

Bisontransport erfolgreich abgelaufen

Nach 450 km Autobahnfahrt sind alle Bisons gesund und glücklich auf der Insel Rügen angekommen. Ein kurzer verdutzter Blick nachdem die Anhängerklappe geöffnet wurde und dann nichts wie raus auf die grüne Wiese. Unsere neuen Damen haben irische Gene und sind deshalb ein wahrer Segen für garantierte gesunde Zuchterfolge. Ihnen sieht man ihre Ursprünglichkeit an.